kreativen und hochmotivierten Mitarbeitenden umgeben war. Die Atmosphäre an unserem Institut war immer familiär und freundschaftlich geprägt, das sucht seinesgleichen! Als mich eine amerikanische Journalistin der San José Mercury News darauf ansprach, dass ich ja nun in Ilmenau zu Hause sei und dort ein Institut leite, da wusste ich, dass Ilmenau auf der wis- senschaftlichen Landkarte dieser Welt erschienen ist und wir sichtbar wurden. Selbst im attraktionsverwöhnten Hollywood haben wir Eindruck hinterlassen. Gerne denke ich beispiels- weise an volle Ränge bei der Präsentation unserer 3D-Audio- technologie IOSONO zurück. Ein lachendes Auge habe ich auch, wenn ich an die Unterstützung denke, die wir als Institut durch viele wohlgesonnene Wegbegleiter, Partner, Freunde und Förderer erfahren haben – und das sowohl in der großen Fraunhofer-Community als auch in ganz Thüringen, mit Grün- dung unseres Oldenburger Institutsteils auch in Niedersachsen, in Deutschland und der ganzen Welt. » Ein weinendes Auge habe ich, da mein Team und ich auch oft mit Niederlagen zu kämpfen hatten. Ob das fi nanzstarke Wirtschaftsunternehmen mit eigenen FuE-Abteilungen sind, die Ideen aufgreifen und lieber selber umsetzen; ob das Spin- offs waren, die am Markt nicht bestehen konnten, oder groß angekündigte Deals, die dann doch nicht zustande kamen. In fast 20 Jahren als Leiter dieses Instituts musste ich auch einige bittere Lektionen lernen. Was nehme ich für mich mit und was möchte ich gerne meinen ehemaligen Mitarbeitenden mit auf den Weg geben? 1. Ein Chef allein macht keine Wissenschaft, man braucht Leute, die für ihre Sache brennen und Ideen und Visio- nen auch umsetzen. Mit einem großartigen Team kann man alles schaffen! Danke dafür, ihr lieben IDMTler und IDMTlerinnen! 2. Nicht verzagen und geduldig sein. Manchmal brauchen Ideen zehn Jahre, bis sie zum Erfolg werden. 3. Scheitern ist erlaubt. Vor allem in der Wissenschaft können nicht alle Ideen gleich funktionieren. Wichtig ist, dass man gestärkt und mit den neuen Erfahrungen einfach wieder loslegt. Auf zur nächsten PARty – das ist nun meine Devise, denn ich spreche ungern vom Ruhestand. Es ist eher ein »Unruhestand« und demzufolge von Müßiggang und ausgedehnten Urlaubs- reisen erst mal keine Rede – sehr zum Leidwesen meiner Frau. Ich freue mich, an der TU Ilmenau weiterhin als Seniorprofessor das Institut für Medientechnik zu unterstützen. Außerdem bin ich noch einmal unter die Unternehmer gegangen. 2019 habe ich die Brandenburg Labs GmbH gegründet. Gemeinsam mit einem kleinen, aber gerade schon stark wachsenden Entwick- lerteam sowie wissenschaftlich unterstützt durch Kolleginnen und Kollegen am Institut für Medientechnik und am Fraunhofer IDMT, möchte ich einer bereits sehr lange existierenden Idee Adieu Fraunhofer IDMT! Auf zur nächsten »PARty« endlich die nötigen Flügel verleihen. PARty steht für »Personal- ized Auditory Reality«. Die Vision von Brandenburg Labs ist es, dieses dreidimensionale realistische Hörerlebnis für Kopfhörer zu entwickeln. Das intelligente System soll außerdem die Geräusche der Umgebung aufnehmen und zuordnen, wo der Träger oder die Trägerin der Kopfhörer sich befi ndet und was um die Person herum akustisch stattfi ndet. Man hört nicht einfach einen Ton am Ohr, sondern der Ton erklingt realis- tisch von der richtigen Stelle im Raum. Das System bezieht die akustischen Signale auf die Umgebung, sodass es sich mög- lichst natürlich anhört. Im Prinzip wie eine Brille, die der Träger oftmals vergisst, obwohl er sie auf der Nase hat. Dabei haben wir unterschiedliche Anwendungsmöglichkeiten im Blick, aber bis zur Marktreife ist es noch ein weiter Weg. Im Unterschied zu meiner Zeit als Institutsleiter mit vielen administrativen Auf- gaben bin ich nun wieder näher an der praktischen Forschung, beschäftige mich mit der Standardisierung, mit Veröffentli- chungen und der Entwicklung von Geschäftsideen. Das fordert mich auf positive Weise. Mir bleibt am Ende noch, meinem Nachfolger Joachim Bös freundschaftlich-kollegial auf die Schulter zu klopfen und ihm den Institutsleiter-Staffelstab, den er schon längst sicher in den Händen trägt, auch mit diesen Zeilen noch einmal zu überreichen. Lieber Joachim, wenn ich sehe, wie motiviert die gesamte Crew ist und wie sich die nicht immer einfache fi nanzielle Lage des Instituts positiv entwickelt hat, dann bleibt mir nur, Dir dafür schon jetzt Danke zu sagen und Dir alles Gute für Deine berufl iche und private Zukunft in Deiner neuen thüringischen Heimat zu wünschen. Und zu guter Letzt: Bleiben Sie alle schön gesund und optimistisch. Ihr Karlheinz Brandenburg 13