Anträge leicht gemacht – mit einfacher und intelligenter Kommunikation
Seit der gemeinsamen erfolgreichen Umsetzung des auf künstlicher Intelligenz (KI) basierenden Demonstrators »Sprachassistent für Bürgerdienste« Anfang 2019 kooperieren Fraunhofer FOKUS und Fraunhofer IDMT mit dem Ziel, eine flexible Sprachassistentenlösung für Behörden und öffentliche Einrichtungen zu entwickeln. Dazu werden drei auf unterschiedlichen, sehr leistungsfähigen KI-Ansätzen basierende Bausteine kombiniert: Das Fraunhofer IDMT in Oldenburg entwickelt die Spracherkennungskomponente (speech-to-text), die unempfindlich gegenüber Störgeräuschen und optimal an anwendungsspezifische Fachbegriffe anpassbar ist. Die von FOKUS entwickelte, flexibel für unterschiedliche Fachszenarien adaptierbare intelligente Dialogführung und Prozesssteuerung arbeitet primär inferenzbasiert und baut auf einer Constraint Handling Rules Engine auf. Die ebenfalls von FOKUS realisierte, vielseitig einsetzbare Sprachsynthesekomponente (text-to-speech) nutzt modernste spezialisierte Deep-Learning-Verfahren. Über das gesamte System wird die vertrauliche Behandlung von Sprach- und daraus abgeleiteten Textdaten unter Einhaltung höchster Datenschutz-Standards durch lokale Datenverarbeitung (in einer »On-premises private cloud«-Infrastruktur) gewährleistet.
Diese Fraunhofer-Sprachassistenzlösung wird im laufenden Vorhaben in enger Zusammenarbeit mit dem Projekt der Senatskanzlei und dem Dienstleister Dataport in den Onlinedienst »Kinderleicht zum Kindergeld« integriert und ausführlichen Praxistests unterzogen, um Bürgerinnen und Bürger künftig bei der Online-Beantragung von Verwaltungsdienstleistungen durch einfache und intelligente Kommunikation in natürlicher Sprache beraten und unterstützen zu können.
»Unser Ziel ist, dass Eltern einfach, schnell und bequem direkt in der Klinik oder zu Hause mit dem Smartphone ihre Angaben digital an die Verwaltung stellen können und die Dienstleistungen nach kurzer Zeit per Post zur Verfügung gestellt werden und z. B. das Kindergeld schon wenige Tage später auf ihrem Konto haben.«, erklärt Dr. Brigitte Klamroth, Projektleiterin »Kinderleicht zum Kindergeld« im Amt für IT und Digitalisierung der Hamburger Senatskanzlei. »Mit der Integration des Sprachassistenten wird Hamburg erneut Vorreiter und schafft mit diesem Projekt ein gutes Beispiel für den Einsatz solcher Systeme auch in anderen Bereichen der Verwaltung.«
»KI wird von der öffentlichen Verwaltung schon seit längerem für den Dialog mit Bürgerinnen und Bürgern eingesetzt – allerdings nur in Form von Chatbots, die rein Informationen bereitstellen.«, ergänzt Lutz Nentwig, Projektleiter bei Fraunhofer FOKUS. »Unser System kann die Nutzerinnen und Nutzer gleichzeitig bei der Antragstellung unterstützen und individuelle Fragen beantworten – ein großer Schritt in Richtung einer leichten und schnellen Bedienbarkeit, und damit einer insgesamt bürgerfreundlicheren öffentlichen Verwaltung.«
Barrierefrei und datenschutzkonform
Im Zuge des Digitalisierungsprogramms der Bundesregierung – dem Onlinezugangsgesetz (OZG) – hat die Entwicklung intelligenter digitaler Sprachassistenten eine hohe praktische Relevanz. Während sich diese in der Online-Wirtschaft, im Smart-Home-Bereich und im privaten Gebrauch bereits als weitreichende Alternativen zur konventionellen Interaktion mit Touchscreen und Maus etabliert haben, sind digital sprachunterstützte Antragsverfahren in der öffentlichen Verwaltung noch Neuland – unter anderem aus Gründen des Datenschutzes und der Datensouveränität. Beide sind beim Hamburger Projekt gewährleistet: Die verarbeiteten Daten liegen in sicheren, BSI-zertifizierten Rechenzentren des IT-Dienstleisters Dataport direkt in der Stadt.
Die neue KI-Sprachassistenz ist ein wichtiger Schritt für den einfachen Dialog der Hamburger Verwaltung mit den Bürgerinnen und Bürgern: Digitale, natürlichsprachliche Bürgerdienste helfen nicht nur, Verwaltungsprozesse effizienter und attraktiver zu gestalten, sondern sind zudem ein großes Plus in Sachen Barrierefreiheit. Insbesondere für sehbehinderte oder mobilitätseingeschränkte Nutzerinnen und Nutzer sind diese Technologien eine hilfreiche Unterstützung, um die Teilhabe am modernen Leben zu ermöglichen.