Der Prozess der Content-Verifizierung kann als eine „Suche nach der Wahrheit“ betrachtet werden, die auf dem Prinzip der Falsifikation beruht – ähnlich den Prozessen, nach denen auch wissenschaftliche Theorien und Hypothesen geprüft werden sollten. Hierzu ein konkretes Beispiel: "Gibt der vorliegende Medieninhalt ein reales Ereignis und den dazugehörigen Kontext korrekt wieder?" Um eine Frage dieser Art zu beantworten, muss es falsifizierbare Aussagen über das Material geben. Bei einer Audioaufnahme könnte dies zum Beispiel so aussehen:
„Diese Datei wurde am 6. Dezember 2022 in Amsterdam, NL, mit einem iPhone 6 und seiner Standard-Aufnahme-App aufgenommen. Die Aufnahme wurde nicht nachträglich bearbeitet. Der SHA-512-Hash der Originaldatei lautet 9f86d081 ... Die Datei wurde auf den Cloud-Dienst XYZ hochgeladen ... es wurden keine Transkodierung oder andere Änderungen vorgenommen."
Bei der Content-Verifizierung werden diese Behauptungen (die auch implizit sein können) mit Hilfe von Werkzeugen und Experten anhand von Fakten und Erkenntnissen geprüft. Je umfassender die Behauptungen sind, die überprüft und nicht widerlegt werden können, desto vertrauenswürdiger ist der Inhalt. Die menschlichen Fähigkeiten sind in Bezug auf Wahrnehmung und Schnelligkeit, die für die Durchführung einer entsprechenden Prüfung erforderlich sind, begrenzt. Deshalb entwickeln wir Lösungen und Verfahren, die den Prüfprozess unterstützen. Dazu gehören:
- Technologien für die Analyse von Aufnahme-, Bearbeitungs- und Synthesespuren innerhalb des A/V-Materials , um zu verstehen, ob und wie das Material aufgenommen, kodiert, bearbeitet oder synthetisiert wurde. Die gewonnen Informationen werden anschließend zur Falsifizierung und insbesondere für die Erkennung und Lokalisierung von Manipulation und Synthese genutzt.
- Technologien für die Analyse der Herkunft der Inhalte , d. h. der Beziehungen zwischen verschiedenen A/V-Inhalten, um zu verstehen, ob und wie die Inhalte wiederverwendet und transformiert wurden und in welcher Reihenfolge sie erstellt wurden (einschließlich der Erkennung von »Ursprungselementen«).
- Technologien für die automatische Annotation von A/V-Material, um in möglichst kurzer Zeit relevantes Material für die Content Verifikation zu recherchieren, d. h. über ein bestimmtes Ereignis, eine bestimmte Person oder um Informationen über besondere Umstände abzurufen, die für den Überprüfungsprozess verwendet werden können, d. h. akustische Szenenklassifizierung und Ereigniserkennung.
Wir konzentrieren uns dabei in erster Linie auf eine breite technologische Abdeckung für den Audiobereich und arbeiten mit anderen Organisationen zusammen, die sich auf andere Aufgaben und Modalitäten spezialisiert haben. Ziel ist die Bereitstellung einer umfassenden Auswahl von Werkzeugen, die eine Überprüfung von Inhalten erweitern und beschleunigen können.
Darüber hinaus bieten wir Technologien für aktive Medienauthentifizierung an, die auf einer Kombination aus digitalen Signaturen und Signalanalyse beruhen. Die Idee: Anbieter von Inhalten signieren und „markieren" proaktiv ihre Inhalte und zugehörige Metadaten, einschließlich synthetischer Inhalte, damit andere Beteiligte ihre Authentizität nachträglich überprüfen können. Beide Ansätze, sowohl die (passive) Falsifizierung als auch die (aktive) Authentifizierung, haben jeweils Vor- und Nachteile. Wir denken, dass sich beide Ansätze keinesfalls ausschließen, sondern im Gegenteil ergänzen, und wo möglich auch gemeinsam betrachtet und eingesetzt werden sollten.