Pegelabhängige Gehörschützer verändern wichtige Schalleigenschaften, sodass Informationen verloren gehen. Akustische Warnsignale können überhört werden, genauso wie Zurufe von Kolleginnen und Kollegen. Pegelabhängig bedeutet, dass elektronisch gesteuert wird, wie viel Schall durchgelassen wird. Ist es in der Umgebung leise, wird der Schall durchgelassen oder sogar verstärkt. Ist es laut, dann wird der eintreffende Schall stark abgedämpft. Der Vorteil an dieser Technologie ist, dass man den Gehörschutz auflassen kann, wenn es gerade ruhig ist und ein Kollegengespräch geführt werden soll. Wird es dann plötzlich laut, so bleibt das Gehör geschützt. Bisher ist wenig darüber bekannt, in welchem Maße diese Technologie die auditorische Wahrnehmung der Umgebung beeinflusst und mit welchen Methoden dies bestmöglich erfasst werden sollte. Das wesentliche Ziel des Projekts »ProSA« (Protection and Situational Awareness) ist es daher, die Grundlagen dafür zu schaffen, dass pegelabhängige Gehörschutzsysteme in Zukunft in Bezug auf die wichtigsten Auswirkungen auf auditorische Eigenschaften durch praxistaugliche und zeitsparende Messverfahren bewertet werden können.
Etablierte Messverfahren zur Bewertung der Klang- und Umgebungswahrnehmung sind in der Regel zu aufwändig oder messtechnisch zu anspruchsvoll, um langfristig Teil einer zertifizierungsrelevanten Messung für Gehörschützer zu werden. Im Rahmen des Projekts werden experimentelle Daten in Hörversuchen erhoben, anhand derer Modelle entwickelt und validiert werden sollen, die Rückschlüsse über die Auswirkungen von Gehörschützern auf die auditorische Wahrnehmung auf Basis von technischen Messungen (z.B. mit einem Kunstkopf) geben können.
Das Projekt soll über 3 Jahre laufen, von Januar 2024 bis Dezember 2026. Sina Buchholz, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Fraunhofer IDMT in Oldenburg, unternimmt in ihrer Doktorarbeit den Großteil der wissenschaftlichen Arbeit. Dem voran gehen zwei Abschlussarbeiten, die in Kooperation mit dem Fraunhofer IDMT verfasst wurden. Dort wurden verschiedene Aspekte einzelner Gehörschützer vermessen und es hat sich gezeigt, dass es teilweise zu sicherheitsrelevanten Problemen in der Umgebungswahrnehmung kommen könnte. Daraus hat sich weiterer Forschungsbedarf ergeben, um zu prüfen, ob es sich um systematische Probleme handelt, die gegebenenfalls mit Hilfe von Modellen vorhergesagt werden können. Im Projekt »SmartProtect« wurden zudem neuartige Technologien für intelligente Gehörschutzlösungen der Zukunft erforscht. Hierfür wurden auch Messverfahren implementiert und erprobt, die in das hier beantragte Vorhaben »ProSA« eingebracht werden.